Der in London lebende Juergen Teller (*1964 in Bubenreuth/Erlangen) zählt zu den gefragtesten Mode- und Werbefotografen der Gegenwart. Sein künstlerisches Markenzeichen wurden zu Beginn der 1990er Jahre authentisch und ehrlich wirkende Bilder und Porträts, die Models und Popstars in privaten Momenten und abseits der Kulissen glamouröser Inszenierungen fokussierten – oder aber den Klischees von Schönheit und Perfektion ironische Brechungen hinzufügten. Legendär wurden die Porträts von dem US-amerikanischen Grunge-Sänger Kurt Cobain und seiner Band Nirvana auf ihrer Nevermind-Tournee 1991, oder die 1996 entstandenen Fotoserie Versace-Heart mit Aktaufnahmen des Supermodels Kristen McMenamy. Letztere widersprachen dem in der Modeindustrie gängigen Klischee perfekter Oberflächen und glatter Schönheit, weil sie das Model erschöpft, nackt und ungeschminkt zeigten. Dieser neue Blick revolutionierte die Modefotografie und ist bis heute ein prägnantes Merkmal von Juergen Tellers individuellem Stil geblieben.
Die Ausstellung Logisch! in der Kunsthalle Nürnberg wirft einen kurzen, konzentrierten Blick zurück auf die bekannten frühen Fotografien, etwa von Kurt Cobain, Kristen McMenamy und Kate Moss, legt jedoch den Schwerpunkt deutlich auf drei neue Fotoserien aus dem Jahr 2009, die erstmals in Deutschland vorgestellt werden:
Für Paradis standen die englische Schauspielerin Charlotte Rampling und das brasilianische Model Raquel Zimmermann in der Antikenabteilung des Pariser Louvre Modell, und traten spielerisch in Konkurrenz zu Leonardo da Vincis Mona Lisa.
Die Serie Der Schlüssel im Schloss wurde in den Regensburger Privaträumen von Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis aufgenommen, deren Tochter Elisabeth von Juergen Teller in Vintage-Kleidern der Mutter aus den 1980er Jahren porträtiert wird.
Zimmermann ist eine neue, umfangreiche Serie von Aufnahmen mit Raquel Zimmermann, die in Tellers Elternhaus in Bubenreuth entstanden sind und die Auseinandersetzung mit seiner Herkunft und Familie fortführen, indem die Familiengeschichte aus einer überraschend anderen Perspektive wieder aufgerollt wird.
Außerdem werden die Serien Ed in Japan (2006) und Louis XV (2004) gezeigt. Mit den Aufnahmen aus Japan porträtiert Juergen Teller liebevoll und sensibel seine junge Familie, während er in der Louis XV Serie eine wilde Orgie mit Charlotte Rampling inszeniert. Die Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg zeigt die ganze Breite und Vielfalt von Juergen Tellers fotografischem Werk und macht deutlich, dass er ein Künstler ist, für den das Etikett der Werbe- und Modefotografie längst zu eng geworden ist. Logisch!